Wie der menschliche Einfluss, zum Massensterben in der Natur führt

Die Natur kommt nicht mehr mit

Langzeitstudien belegen immer deutlicher: Die Natur kommt bei den raschen Veränderungen bei Klima, Umwelt und Landschaft nicht mehr mit. Ganze Ökosysteme verändern sich und bieten keinen geeigneten Lebensraum mehr für viele Spezies. „Landraub“ durch Bebauung und Landwirtschaft sowie schwere Umweltgifte „erledigen“ den Rest.

Die drei jüngsten Studien zum Thema belegen, wie dramatisch der Einfluss menschlicher Industrialisierung tatsächlich ist. Wir erleben gerade das größte Artensterben seit den Zeiten der Dinosaurier.

Langzeitstudien über dramatisches Massensterben bei Insekten und Vögeln

Eine umfassende Bestandserhebung von Entomologen im deutschen Krefeld unter der Leitung von Martin Sorg und Heinz Schwan über 27 Jahre der Gesamtbiomasse fliegender Insekten in insgesamt 96 deutschen Naturschutzgebieten belegt ein Massensterben heimischer Insekten.

Was natürlich auch die gesamte Nahrungskette negativ beeinflusst und das Ökosystem verändert – so ist etwa auch der Vogel-Bestand in Deutschland um 15 Prozent zurück gegangen. Der Naturschutzbund beklagt den Verlust von 12,7 Millionen Brutpaaren in den letzten 12 Jahren.

NABU-Präsident Olaf Tschimpke. „Während wir es schaffen, große und seltene Vogelarten durch gezielten Artenschutz zu erhalten, brechen gleichzeitig die Bestände unserer Allerweltsvögel ein.“ Sie fänden in der Agrarlandschaft keine Überlebensmöglichkeiten mehr.

Als Hauptursachen stehen Landschaftswandel, industrielle Landwirtschaft, Insektizide und Pestizide (darunter besonders die Gruppe der Neonicotinoide, welche das Nervensystem der Tiere angreifen) und Stickstoffverbindungen unter Verdacht, die teils aus Düngemitteln stammen, aber auch aus Abgasen von Autos und Fabriken.

Gegen diese Substanzen helfen auch keine Naturschutzgebiete, da sie mit Luftströmungen überallhin gelangen und als saurer Regen in die Böden eindringen. Ändert sich die Bodenchemie, verändert sich in Folge auch der Pflanzenbestand zu Arten, die den Insekten keine Nahrungsquelle mehr bieten.

Wichtige Insekten in der Natur sterben aus

Seit 1989 ist die Masse der Insekten in Deutschland um über 75 Prozent zurückgegangen. „Mitten im Sommer, wenn viele Insekten ihren Höhepunkt erreichen, war sogar ein Rückgang von 82 Prozent in den untersuchten Gebieten zu verzeichnen“, so die niederländischen, deutschen und britischen Studien-Autoren um Projektleiter Hans de Kroon von der Raboud-Universität.

„Es ist kaum auszumalen, was geschehen wird, wenn sich diese Entwicklung unvermindert fortsetzt.“ „Die Publikation (in PLoS One) liefert nun den Beleg dafür, dass wirklich ein größerflächiges Phänomen vorliegt“, kommentierte Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle.

Drastischer ausgedrückt: Das Insektensterben ist jetzt nicht mehr nur ein vages ungutes Gefühl, sondern wissenschaftlich erwiesene Realität.

Caspar Hallmann, der die statistischen Analysen durchgeführt hat, sieht die Ergebnisse auch für weite Teile Europas und andere Teile der Welt repräsentativ.

Rasche Umweltveränderungen begünstigen Artensterben in der Natur

Interaktionen zwischen Arten spielen eine Schlüsselrolle für die Biodiversität. Ein Team von Evolutionsbiologen der University UC Santa Cruz und der Universität Zürich zeigt erstmals, dass die Koevolution von Arten innerhalb komplexer ökobiologischer Netzwerke nicht nur direkt durch ihre Partner, sondern auch indirekt durch weitere Arten beeinflusst wird.

Dies verlangsamt die Anpassungsfähigkeit artenreicher Ökosysteme an sich verändernde Umweltbedingungen. Die raschen Klimaveränderungen dürften daher das Risiko des Artensterbens erhöhen.

Ausgehend von 75 mutualistischen Netzwerken – wo also Wechselbeziehungen zwischen artverschiedenen Organismen bestehen, bei denen (im Gegensatz zur Konkurrenz, zum Räuber-Beute-Verhältnis oder zum Parasitismus) alle Partner Nutzen ziehen – entwickelte das Team ein mathematisches Modell, mit dem es simulieren konnte, wie die Koevolution die Eigenschaften der Arten innerhalb dieser biologischen Gemeinschaften beeinflusst.

Dabei zeigte sich, dass in kleinen Gemeinschaften mit wenigen engen Beziehungen der Einfluss indirekter Effekte schwächer ist als in artenreichen Netzwerken, in denen die Lebewesen über Partnerschaften zu mehreren anderen Arten verfügen.

In großen biologischen Netzwerken, in denen viele Arten miteinander interagieren, lösen Umweltveränderungen also ganze Kaskaden von evolutionären Veränderungen aus, die sich über das Netzwerk ausbreiten.

Komplexe Ökosysteme passen sich daher nur sehr langsam an Umweltveränderungen an. Verändern sich die Umweltbedingungen langsam, helfen indirekte Effekte, dass mutualistische Artengemeinschaften über lange Zeiträume erhalten bleiben.

Verändern sich diese jedoch rasch, führt die durch indirekte Effekte verlangsamte Anpassung des Netzwerks dazu, dass die Arten anfälliger werden.

„Die raschen, durch Menschen bedingten Klimaveränderungen bergen das Risiko, dass viele Arten in großen Netzwerken aussterben“, so die Evolutionsbiologen von der Universität Zürich im Fachmagazin Nature.


Quelle

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